Im November 2024 hat der Strompreis in Deutschland ein neues Rekordniveau erreicht. Diese Entwicklung betrifft sowohl Privathaushalte als auch Unternehmen und führt zu Unsicherheiten auf dem Energiemarkt. In diesem Beitrag gehen wir den Ursachen dieses Anstiegs auf den Grund und beleuchten die möglichen Folgen für Verbraucher und Unternehmen.
Strompreis aktuell: Entwicklung
Am 6. November 2024 erreichte der Großhandelspreis für Strom an der Leipziger Strombörse einen neuen Höchststand: Über 800 Euro pro Megawattstunde (MWh) – ein Niveau, das zuletzt während der Energiekrise verzeichnet wurde. Bei dynamischen Stromtarifen kletterten die Preise zeitweise auf bis zu 85 Cent pro Kilowattstunde (kWh), mit einem durchschnittlichen Tageswert von etwa 40 Cent/kWh.
Ursachen für den Preisanstieg
1. Geringe Solar- und Windenergieproduktion
Der Herbst 2024 war geprägt von einer sogenannten Dunkelflaute – einem Wetterphänomen, bei dem wenig Wind und Sonne verfügbar sind. Dadurch wurde weniger erneuerbare Energie ins Netz eingespeist, was die Abhängigkeit von fossilen Kraftwerken erhöhte. Am 6. November trugen Gaskraftwerke mit über 14 Gigawatt und Kohlekraftwerke mit mehr als 19 Gigawatt zur Stromversorgung bei, um die fehlende Leistung zu kompensieren.
2. Teures Erdgas
Die Preise für Erdgas bleiben auf hohem Niveau, und da Gaskraftwerke oft zur Abdeckung von Spitzenlasten eingesetzt werden, wirkt sich dieser Preisanstieg direkt auf die Stromkosten aus. Seit Mitte Juli 2023 sind die Großhandelspreise für Gas um etwa 40 % gestiegen. Dies belastet nicht nur die Stromerzeugung, sondern auch die Gaskunden direkt: Laut dem Vergleichsportal Verivox müssen Verbraucher im kommenden Jahr mit erheblichen Mehrkosten rechnen. Einfamilienhausbesitzer könnten bis zu 445 Euro mehr für ihre Gasheizung zahlen.
Ein weiterer Faktor sind die steigenden Gasnetzentgelte. Da die Nachfrage nach Gas insgesamt gesunken ist, nutzen weniger Verbraucher das Gasnetz. Dies führt dazu, dass die Kosten für Erhalt und Ausbau der Gasinfrastruktur auf eine geringere Anzahl von Nutzern verteilt werden müssen, was die Netzentgelte weiter erhöht. So verstärken sich die Kostenbelastungen für die Verbraucher durch hohe Erdgaspreise und steigende Infrastrukturkosten gleichermaßen.
3. Schwankende Windenergie-Produktion
Die Leistung der Windkraftanlagen war in den letzten Wochen wechselhaft und konnte besonders in den Abendstunden, wenn die Nachfrage steigt, nicht immer die erforderliche Leistung erbringen. Der Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromversorgung ist seit September von über 60 % auf etwa 36 % gesunken.
4. Netzengpässe und Infrastrukturprobleme
Der Ausbau des Stromnetzes, um die Integration erneuerbarer Energien zu fördern, hat höhere Netzentgelte zur Folge. Diese Kosten werden auf die Verbraucher umgelegt und tragen zur allgemeinen Preiserhöhung bei.
Auswirkungen auf verschiedene Sektoren
Privathaushalte
Für Haushalte mit festen Tarifen bleiben die Auswirkungen zunächst begrenzt. Kunden mit dynamischen Tarifen jedoch, wie etwa Nutzer der Tibber-App, können höhere Kosten zu bestimmten Tageszeiten erfahren. Tibber hat am 06.11. mithilfe von Push-Benachrichtigungen seine Kunden gewarnt, damit diese Ihren Energieverbrauch zu Spitzenzeiten meiden konnten.
Industrie und Gewerbe
Energieintensive Industrien – insbesondere mit Dreischichtbetrieb – spüren die Preisschwankungen besonders stark. Einige Unternehmen mussten ihre Produktion aufgrund der hohen Strompreise zeitweise drosseln oder sogar einstellen, um die Profitabilität zu sichern.
E-Mobilität
Besitzer von Elektrofahrzeugen, die flexible Ladetarife nutzen, sind ebenfalls betroffen. Das Laden eines E-Autos während Hochpreisphasen kann deutlich teurer sein und stellt eine Herausforderung für die Verbreitung der E-Mobilität dar.
Langfristige Lösungsansätze
Ausbau erneuerbarer Energien
Der verstärkte Ausbau erneuerbarer Energien könnte langfristig zur Stabilisierung der Strompreise beitragen. Um den Strombedarf künftig ohne fossile Brennstoffe decken zu können, muss jedoch nicht nur die Kapazität erneuerbarer Energien erweitert werden. Ab einem Anteil von 70 % erneuerbarer Energien steigt der Bedarf an Speicherkapazitäten drastisch an und vervierfacht sich bei einer vollständigen Umstellung auf 100 %.
Investitionen in Energiespeichertechnologien
Um die Schwankungen in der Stromerzeugung auszugleichen, sind Energiespeicher wie Batterien oder chemische Speicherlösungen (z. B. Wasserstoff) nötig. Diese Speicher können günstig produzierten Strom zwischenspeichern und später bei hohen Strompreisen bereitstellen. Die in Deutschland vorhandenen Pumpspeicherwerke können zusammen etwa 40 Gigawattstunden (GWh) speichern, was nur ein Tausendstel des Bedarfs darstellt, der laut Studien in extremen Jahren erforderlich sein könnte. Zusätzlich gibt es Batteriespeicher, die vorwiegend als Heimspeicher eingesetzt werden und landesweit eine Kapazität von etwa 11 GWh bieten. Diese Batterien könnten bei Bedarf das Netz etwa eine Stunde lang unterstützen, wären jedoch danach entleert. Während Batterien eine gute Lösung für kurzfristige Speicherbedarfe sind, ermöglichen Wasserstoffspeicher die Langzeitspeicherung und bieten eine Absicherung bei sogenannten Dunkelflauten, in denen Wind und Sonne für längere Zeit ausfallen. Doch nicht nur die Speicherung ist entscheidend: Um Schwankungen auf dem Energiemarkt optimal zu nutzen und hohe Kosten zu vermeiden, kann auch eine intelligente Steuerung des Stromverbrauchs eine wichtige Rolle spielen.
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Dynamische Stromtarife mit Energiemanager kombinieren
Dynamische Tarife passen den Strompreis an Angebot und Nachfrage an, wodurch er in Zeiten knapper Verfügbarkeit, wie bei einer Dunkelflaute, stark steigen kann. Mithilfe eines intelligenten Energiemanagementsystems lässt sich das umgehen. Solche Systeme analysieren Strompreise und passen den Verbrauch automatisch an, indem sie energieintensive Aufgaben wie das Laden von Elektroautos oder den Betrieb von Haushaltsgeräten auf günstigere Zeiten verschieben. Auch Batteriespeicher können gezielt bei niedrigen Preisen geladen und bei hohen Preisen genutzt werden. So können Kunden die Vorteile dynamischer Tarife nutzen und gleichzeitig Kosten auch in teuren Phasen wie Dunkelflauten niedrig halten.
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Netzausbau und Digitalisierung
Ein schneller Ausbau und die Modernisierung des Stromnetzes, ergänzt durch intelligente Netztechnologien, sind notwendig, um das Netz effizient und kostengünstig zu betreiben. Durch ein verknüpftes System aus Speicher, Energiemanagement und intelligenten Zählern (Smart Meter) können die Energieflüsse im Netz optimiert werden.
Strompreis Prognose 2025
Der Sachverständigenrat prognostiziert für das 3. Quartal 2025 einen Strompreis von 81,1 €/MWh und für das 4. Quartal 2025 einen Anstieg auf 93,4 €/MWh an der Strombörse (EEX Phelix). Das Bundeswirtschaftsministerium geht in einer langfristigen Prognose von einem Strompreis von 37,00 Cent/kWh für Endverbraucher im Jahr 2025 aus. Ab 1. Januar 2025 tritt eine neue Regelung zur gerechteren Verteilung der Netzausbaukosten in Kraft. Dies könnte regional zu unterschiedlichen Preisänderungen führen:
- In Regionen mit hoher erneuerbarer Energieproduktion (vor allem in Nord- und Nordostdeutschland) könnten die Strompreise sinken.
- In anderen Regionen könnten die Preise leicht steigen, da die Kosten gleichmäßiger verteilt werden.
Besonders starke Preissenkungen werden für 2025 in Brandenburg, Schleswig-Holstein und Sachsen-Anhalt erwartet. Auch in Mecklenburg-Vorpommern, Bayern und Niedersachsen könnten die Netzentgelte lokal sinken.
Chancen für die dezentrale Energieversorgung
Die derzeitigen Preisspitzen zeigen, wie komplex und volatil der Energiemarkt sein kann. Während sich die kurzfristigen Auswirkungen für viele Verbraucher noch in Grenzen halten, könnten langfristig steigende Kosten unvermeidlich sein.
Als Solarnia GmbH sehen wir hier Chancen für den Ausbau dezentraler Energielösungen. Photovoltaikanlagen in Kombination mit Energiespeichersystemen können Verbrauchern und Unternehmen helfen, ihre Abhängigkeit von Strompreisschwankungen zu reduzieren und gleichzeitig zur Energiewende beizutragen. Wir sind überzeugt, dass Eigenversorgung mit Solarstrom und eine gute Speichertechnologie der Schlüssel zu einer zukunftssicheren und bezahlbaren Energieversorgung sind.
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